
Interview mit Dolores Hofmann von der Martin Rütter Hundeschule
Vor Kurzem hatten wir die Gelegenheit, mit Dolores Hofmann von der Martin Rütter Hundeschule Osnabrück zu sprechen. Hier erfahrt ihr mehr über ihren spannenden Weg zur Hundetrainerin und ihre besten Tipps rund um Hundeerziehung.
,,Hallo Liebe Dolores. Schön, dass du da bist und mit uns das Interview heute führst! Stell dich doch als Erstes gerne einmal vor.“
,,Ja, Hi, ich bin Dolores Hofmann. Melle und ich machen zusammen hier in Osnabrück seit fast zehn Jahren die Martin Rütter Hundeschule und trainieren Menschen mit Hund.“
,,Wie und warum bist du denn Hundetrainerin geworden?“
,,Eigentlich ist das ganz lustig. Wir wollten ursprünglich eine Hundepension eröffnen, in der die Hunde wirklich als Teil der Familie leben. Beim Durchrechnen merkten wir aber schnell: Das rechnet sich nur, wenn man gefühlt 10.000 Hunde aufnimmt – und das war nicht unser Plan. Dann haben wir an einem Sonntagabend Martin Rütter im Fernsehen gesehen, fanden seinen Ansatz klasse und dachten: „Wäre ja cool, wenn der ausbildet.“ Kurz gegoogelt, gesehen, dass er tatsächlich ausbildet. Noch am selben Abend hat Melle die Bewerbung abgeschickt, und schon montags kam die Einladung zum Vorstellungsgespräch. Und so sind Hundetrainerinnen geworden.”
,,Wie gehst du mit Hunden um, die besonders aggressiv oder ängstlich sind?“
,,Das ist ganz individuell. Erst klären wir, wo genau das Problem liegt und ob es nur in bestimmten Situationen oder mit bestimmten Personen auftritt. Wir stellen viele Fragen und beobachten den Hund draußen im echten Alltag. Daraufhin erarbeiten wir zusammen mit den Halter*innen einen maßgeschneiderten Trainingsplan – ein Schema F gibt es da nicht.”
,,Gab es da schon eine besondere Herausforderung im Training?“
,,Nichts, was mir den Spaß an der Arbeit nehmen könnte. Manchmal dauert etwas länger und es muss ausprobiert werden. Funktioniert der geplante Trainingsweg für den Hund oder den Menschen nicht, wird er angeglichen oder es tut sich ein neuer Weg auf. Es wird auf jeden Fall nie langweilig.”
,,Hattest du denn schon eine große Herausforderung während deiner Karriere?“
,,Eine ,,große” Herausforderung fällt mir gar nicht ein. Für mich persönlich war es wohl der Schritt ins Fernsehen. Für ,,Die Unvermittelbaren” durfte ich ja schon mehrfach vor der Kamera stehen – das war neu und aufregend.”
,,Häufige Fehler die Hundebesitzer während des Hundetrainings machen?“
,,Eigentlich kann man es kaum Fehler nennen – die Menschen lernen ja eine komplett neue „Sprache“. Für die Hunde ist vieles oft schnell klar, aber wir Menschen müssen unsere Abläufe umstellen, Altes loslassen und Neues wiederholen, bis es sitzt. Wer schon mehrere Hunde hatte, ist häufig in vertrauten Mustern gefangen. Deshalb erinnern wir immer wieder daran, dass jeder Hund individuell ist und viele der Trainingsschritte für Halterinnen völlig neu sind. Mit Geduld und Wiederholung klappt’s dann.”
,,Hast du besondere Tipps für Menschen, die zum ersten Mal einen Hund adoptieren?“
,,Macht euch klar, dass ihr euch für viele Jahre bindet und euren Alltag erst einmal umkrempeln müsst – fast wie bei einem Baby. Ob Welpe oder Tierschutzhund: Es kann sein, dass ihr Stubenreinheit, Alleinbleiben, Stadtgeräusche oder Grundgehorsam ganz von vorn aufbauen müsst. Plant viel Zeit, Training und Geduld ein, akzeptiert jedes Tempo des Hundes und stellt euch darauf ein, dass manche Dinge Wochen oder Monate dauern können. Mit Ruhe, Struktur und Verständnis wachst ihr am Ende zu einem super Team zusammen.”
,,Was macht dir an deiner Arbeit denn am meisten Freude?“
,,Am meisten Freude macht mir das, wenn ich sehe, wie die Menschen mit ihren Hunden zusammenwachsen, sie sich immer mehr verstehen und das immer besser funktioniert. Ich liebe Junghundegruppen, Welpengruppen ganz besonders, weil du immer wieder siehst, was für Chaosköpfe die Hunde sind, wie anstrengend das manchmal ist, wo man denkt, warum habe ich mir das überhaupt angetan? Und wie man dann aber sieht, dass es wirklich von Woche zu Woche, von Monat zu Monat einfach besser wird. Und das liebe ich wirklich sehr zu sehen.“
,,Gibt es Hunderassen, die du besonders gerne oder ungerne trainierst?“
,,Nö.”
,,Wie wichtig ist denn die Sozialisierung von Welpen und wann fängt man am besten damit an?“
,,Superwichtig – und ehrlich gesagt startest du, sobald der Welpe bei dir zu Hause ist. Erst mal ganz langsam, nicht gleich Vollgas, lass ihn ankommen. Aber ab Tag 1 beobachtet er schon: Wie bewegen wir Menschen uns, wie gehen wir miteinander um? Hunde kommunizieren zu 95 Prozent über Körpersprache und Mimik, deshalb nehmen sie das sofort auf. Frag dich dann: Was gehört später zu meinem Alltag? Viele Kinder? Dann suche ich früh Orte, an denen Kinder in genau dem Alter unterwegs sind. Muss ich oft Bus oder Zug fahren? Dann fange ich klein an: mal am Bahnhof stehen, mal eine kurze Fahrt, wenn wenig los ist. Wichtig: Das Ganze musst du immer wieder auffrischen. Ab der 16.ten Woche fängt so ganz, ganz langsam die Pubertät an, da sortiert das Gehirn alles aus, was nicht regelmäßig geübt wird. Wenn du also mit zwölf Wochen zwei-, dreimal Bus gefahren bist und dann erst mit neun Monaten wieder, kann es gut sein, dass der Hund denkt: „Kennen wir gar nicht.“ Sozialisieren heißt auch nicht nur Freilauf. Es reicht oft schon, Hunde oder Menschen aus der Distanz ruhig zu beobachten. Und bitte möglichst viele Rassen und Altersklassen – nicht nur immer denselben Typ Hund. Kurz: früh anfangen, langsam steigern, dranbleiben.”
,,Was sind denn so typische oder häufige Verhaltensprobleme, mit denen Besitzer zu euch kommen?”
,,Oft Leinenaggressivität. Die Hunde pöbeln an der Leine und ohne Leine dann wieder nicht. Häufig auch das Alleine bleiben.“
,,Welche Rolle spielen Belohnungen in der Beziehung und welche bevorzugst du?“
,,Das ist tatsächlich ganz unterschiedlich. Eine Belohnung kann für einen Hund mit einem Menschen ganz individuell sein. Zum Beispiel fallen Hundebegegnungen manchen schwer. Da wollen sie vielleicht unbedingt ein Spielzeug haben oder Leckerlis, damit sie sagen können: ›Okay, ich kann mich jetzt gut auf dich einlassen und komme so durch dieses Thema.‹ In einer anderen Situation reicht dagegen ein verbales Lob oder eine Streicheleinheit. Man kann also gar nicht pauschal sagen, was besser ist. Manche Hunde fahren total auf Kekse ab und sagen aber wenn sie Wild sehen: ›Geh mir weg mit den Keksen, quatsch mich nicht voll und streichel mich nicht.‹ Dann funktioniert vielleicht ein Apportiergegenstand. Das muss man wirklich situativ ausprobieren.“
,,Gibt es etwas Neues, das du momentan in der Hundeschule ausprobieren möchtest?“
,,Frisbee. Denn Frisbee mit Hunden habe ich noch nie gemacht und finde ich total spannend.”
,,Mein Hund ignoriert mich draußen, was kann ich tun?“
,,Muss man auch je nach Hund gucken. Was immer hilft, ist tatsächlich, die Hunde zu Hause mehr zu ignorieren, mehr links liegen zu lassen, weil wir sind die meiste Zeit mit den Hunden zu Hause. Das heißt wir sind 24-7 mit denen in unserem zu Hause und gehen dann im Verhältnis 10 Minuten mit ihnen raus. Draußen ist natürlich alles sauspannend. Und wenn der Hund weiß, dass er die ständige Aufmerksamkeit zu Hause vom Menschen hat, warum soll er dann draußen auf dich achten?“
,,Wenn du einen Tag lang ein Hund sein könntest, welche Rasse würdest du sein und warum?“
,,Gute Frage. Das ist bei mir ein bisschen Tagesform abhängig. Ich glaube so ein weißer Schäferhund ist schon schön. Du bist schnell, clever, raffst Dinge schnell, siehst gut aus, bist schön flauschig und die Leute kuscheln dich ganz gerne. Ich glaube, das finde ich gut.“
,,Zum Abschluss wollen wir natürlich wissen: Wann bist du denn wieder im Fernsehen zu sehen?“
,,Das weiß ich überhaupt nicht. Ich war jetzt gerade mit dem Bernie bei den Unvermittelbaren zu sehen. Wir haben jetzt gerade einen Unvermittelbaren bei uns zu Hause, den wir trainieren. Der ist jetzt in der letzten Folge der Staffel von den Unvermittelbaren zu sehen. Das wird von RTL ausgestrahlt und da bin ich auf jeden Fall zu sehen. Und Melle ist ja eh gerade in der aktuellen Staffel, Rütters Team, ganz viel zu sehen.“
,,Gut, das war dann die letzte Frage! Vielen Dank für deine Zeit und bis zum nächsten Mal.“

